Antwort zu meiner Email „Waffen für alle“

Von den Reportern des Filmbeitrages „Waffen für alle“ habe ich eine Antwort auf meine Email (siehe einer der letzten Beiträge) wie folgt bekommen, von Herrn Reichert:

Sehr geehrter Herr Borgs

haben Sie vielen Dank für Ihre Anmerkungen und Ihre Beschwerde zu unserer
REPORT MAINZ-Sendung vom 4. Oktober. Da wir in der Redaktion sehr viele
Zuschriften erhalten haben, ist es uns leider nicht möglich, auf jede einzelne individuell
zu antworten. Da wir Ihnen natürlich trotzdem gerne antworten möchten, wollen wir in
dieser Mail auf einige Punkte eingehen, die mehrere von Ihnen aufgeworfen haben.

Zunächst einmal möchte ich als einer der beiden Autoren noch einmal kurz auf das
Thema und das Anliegen des Beitrags eingehen. Der Film beschäftigt sich mit
Waffenunternehmen und ihrem Marketing, mit Trends und neuen Entwicklungen in der
Schützenszene, mit Lifestyle und mit einzelnen Lücken im Waffenrecht und der
Überforderung von Behörden. Behörden, die vielerorts bei ihren
Aufbewahrungskontrollen nicht hinterherkommen und schlicht zu scheitern scheinen,
wenn es um die Entwaffnung von Extremisten in Deutschland geht.

Außerdem ging es um das Gastschießen, bei dem – anders als bei der sehr strengen
Prüfung zum Waffenbesitz – kaum geprüft wird und zum Teil auch gar nicht überprüft
werden muss. Und wir haben kritisch hinterfragt, ob umgebaute Kriegs- oder
Einsatzwaffen, eine martialische Rhetorik bei Schießevents und Influencer, die ihre
Waffen wie Kosmetikprodukte präsentieren, wirklich der richtige Ansatz sind, um
mehr Leute für den Schießsport oder die Jagd zu begeistern.

In diesem Rahmen haben wir mehrfach mit einer Influencerin gedreht, die zwar in
Österreich lebt, jedoch für zahlreiche deutsche Unternehmen arbeitet und sich auf
Veranstaltungen in Deutschland präsentiert. Sie verkörpert eine Entwicklung des
modernen Marketings der Waffen- und Schützenszene, wie wir und Experten sie
vielfach beobachten. Deshalb war die Frau Teil der Reportage. Wir haben uns
hingegen nicht damit befasst, welche Schießübungen sie durchführt und nach welchen
Gesetzen diese zugelassen sind. Dies spielt für ihre Funktion als Influencerin keine
Rolle, ebenso nicht die Unterschiede oder Parallelen zwischen dem deutschen und
dem österreichischen Waffenrecht.

Viele Zuschriften merken zudem an, Sportschützen und Jägern sei in Deutschland der
Besitz von Kriegswaffen verboten. Das ist korrekt, in dem Beitrag haben wir allerdings
auch nichts anderes behauptet. Wir haben uns hingegen an mehreren Stellen mit
halbautomatischen Waffen befasst, die militärischen Waffen nachempfunden sind, etwa
dem im Film gezeigten G28Z von Heckler und Koch. Da selbst die Firma bei dem
Gewehr von der zivilen Version eines militärisch genutzten Gewehres spricht, sprechen
wir an dieser Stelle im Film von einer militärähnlichen Waffe. Diesen Begriff haben wir
mehrfach benutzt – und zwar dann, wenn uns Experten entsprechende Waffen als
militärähnlich eingeschätzt haben bzw. die Anlehnung an Militärwaffen offenkundig ist.
Warum sollten wir diese Parallelität nicht benennen und dies für den Zuschauer
einordnen?

Ganz allgemein möchten wir betonen, dass es uns nicht um die generelle Frage ging,
ob legaler Waffenbesitz gut oder schlecht ist, nicht darum, wie Legalwaffenbesitz in
Deutschland grundsätzlich aussieht. Dass es für den Besitz und Erwerb von
Schusswaffen Hürden und Kontrollen gibt, wurde im Film mehrfach erwähnt, ebenso,
dass Besitzer „vom Staat regelrecht durchleuchtet“ werden, um Waffen erwerben zu
dürfen. Dass dabei jedoch beispielsweise Extremisten durchs Raster fallen, ist ein
Fakt, den selbst die Zahlen der Innenministerien der Länder bzw. des
Bundesinnenministeriums untermauern.

Auch haben wir uns nicht allgemein mit dem Thema Schießsport beschäftigt oder eine
Charakterstudie von Sportschützen oder Jägern gemacht. Zudem haben wir uns auch
nicht mit der der Zahl der Straftaten durch Waffenbesitzer beschäftigt. Es ging uns also
ausdrücklich nicht darum, alle Schützen unter einen „Generalverdacht“ zu stellen und
Legalwaffenbesitz zu „verteufeln“.

Im Rahmen der Recherche hatten wir an zahlreichen Stellen den Eindruck, dass viele
Sportschützen und Jäger die thematisierten Punkte ähnlich sehen wie unsere Experten.
Menschen, die verantwortungsvoll und vor allem im Rahmen der Gesetze mit Waffen
umgehen, brauchen sich unserer Ansicht nach von den im Film aufgeworfenen
Kritikpunkten nicht angesprochen fühlen. Wir können sehr gut nachvollziehen, dass
Schießen ein erfüllender Sport sein kann. Und trotzdem ist es deshalb nicht falsch, sich
kritisch mit Aspekten des Waffenrechts oder des Waffenmarketings auseinander zu
setzen.

Wir hoffen, Sie können diese Argumente nachvollziehen und bleiben REPORT
MAINZ als Zuschauerin/Zuschauer treu.

Seien Sie herzlich gegrüßt

Philipp Reichert

SWR

Südwestrundfunk

Am Fort Gonsenheim 139

55122 Mainz

report@SWR.de

REPORTMAINZ.de

Wir sind deins. ARD.

Meine Antwort hierzu:

Sehr geehrter Herr Reichert,

ich bin freudig überrascht und dankbar, daß Sie auf meine Email geantwortet haben.
Sie haben Ihre Gründe für den Filmbeitrag aufgeführt.
Auf die einzelnen Punkte will jetzt nicht eingehen.

Aber es verbliebt der Eindruck bei außenstehenden Bürgern:
Der legale Waffenbesitz in Deutschland stellt trotz allen gesetzlichen Regelungen eine
Gefahr für die öffentliche Sicherheit dar!
Es gibt ausreichende gesetzliche Regelungen und weitere – wie auch die letzten –
Ergänzungen können keine Verbesserung einer nicht vorhandenen Gefahr für die öffent-
liche Sicherheit bringen. Es wird lediglich unser friedlicher Sport geschädigt.

Und eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit ist nicht gegeben!
Die Kriminalstatistik zeigt über viele Jahre eindeutig, daß mit legalen Waffen so gut wie
keine Straftaten geschehen. Für illegale Waffen sind wir nicht verantwortlich!
Und bei dieser Tatsache spielt es keine Rollen ob eine Waffe rosa ist ober sonst wie
aussieht.

Gemäß unserer Satzung sind wir politisch neutral. Wir achten darauf, daß politische
Parteien oder erst recht extremistische Richtungen von uns als Verein keine Befürwortung
oder Unterstützung erhalten. Keine extremistische Person erhält bei uns oder durch uns
Zugang zu scharfen Waffen. Dies mag bei gewerblichen Schießständen anders sein, das kann ich nicht beurteilen.

Vielleicht können Sie mal eine Sendung über unseren friedlichen Sport bringen, bei dem
fairer Umgang und Freundschaft groß geschrieben wird.
Z.B. zu unserer Geschichte, daß unsere Vorfahren in Bürgerwehren waren und z.T. ihr
Leben beim Schutz der Städte verloren haben. Auch wenn wir dies heute nicht mehr
brauchen, müssen wir doch die Tradition und das Andenken hoch halten. Deshalb treten
wir auch in Uniform zum Wohl der Stadt bei deren Veranstaltungen auf.
Es ist auch zu erwähnen, daß Schützenvereine zu dem immateriellen Weltkulturerbe
zählen.

mit freundlichem Gruß
Martin Borgs

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